Leistungsdruck in der Arbeitswelt. 5 Gründe und was dagegen hilft.

Leistungsdruck ist allgegenwärtig. Aber was ist Leistungsdruck überhaupt?
Wenn der psychische Druck dauerhaft Leistung zu erbringen zwanghaft wird, sprechen wir von Leistungsdruck. Leistungsdruck ist ein gesellschaftliches Phänomen, dass sich durch Schule, Ausbildung, Arbeit, Familie, aber auch Freizeit zieht. Digitalisierung und die sozialen Medien katapultieren die allseitige Verfügbarkeit von Leistung und Erfolg ins Unermessliche.
Die Folge: chronischer Leistungsdruck, innen wie außen. Wichtiger denn je, ist es daher, auf die eigene mentale Gesundheit zu achten.
Was bedeutet das für unsere Arbeitswelt, für den Arbeitsplatz und für Unternehmen?
In diesem Artikel möchte ich auf 5 Gründe eingehen, die aus meiner Erfahrung, ideale Stellschrauben sind. Ich betrachte Herausforderungen immer ganzheitlich und systemisch, d.h. Leistungsdruck fängt nicht bei A an und endet bei B.
Leistungsdruck, wenn er auch ein gesellschaftliches Phänomen darstellt, ist immer individuell zu betrachten und genau das macht es so komplex und herausfordernd.
Unternehmenskultur: Ja-Sagen
Es gibt Unternehmen, da wird immer brav zu allem Ja gesagt. „Ja, natürlich übernehme ich deinen Termin.“ „Ja, natürlich mache ich die Urlaubsvertretung von dir und dem restlichen Team.“
„Ja, auf jeden Fall bringe ich zum Teamfrühstück einen selbstgemachten Salat und Kuchen mit.“
Ein Ja steht aus der Sicht von Unternehmen für eine offene Kultur. Wir sind offen, engagiert, kollegial und ein Ja steht für= ich liebe meinen Job und die ganze Welt darf es sehen. Genau das Gegenteil passiert jedoch.
Denn ein Ja steht hier für:
Wir ignorieren unsere eigenen Grenzen immer und immer wieder. Meine Grenzen sind unwichtig, deine auch.
Leistung steht über allem und wenn ich nicht dauerhaft leisten kann, bin ich nichts wert.
Ein starkes und bewusstes ich, schadet dem wir, schadet dem Unternehmen.
Die Folge: Menschen brennen aus, denn der dauerhafte Druck zu allem Ja statt Nein zu sagen führt ohne Notbremse zwangsläufig ins Burnout.
Was gegen Ja-Sagen hilft:
Nein sagen, denn Mitarbeitende, die offen und ehrlich ihre Bedürfnisse und Grenzen kommunizieren können, bleiben länger. Grenzen setzen und eine offene, engagierte Unternehmenskultur schließen sich nicht aus, ganz im Gegenteil. Ein Nein zu akzeptieren und angstfrei aussprechen zu können, ist maximale Wertschätzung. Und Wertschätzung ist mit die wichtigste Währung am Arbeitsplatz.
Etabliere eine ehrliche Nein-Sag-Kultur, denn das minimiert Leistungsdruck.
Prozesse, Prozesse, Prozesse
Prozesse sollen das Arbeiten einfacher machen, so die Praxis. Es gibt jedoch Prozess und Strukturen, die tun dies nur auf dem Papier.
Manchmal werden diese Prozesse dann digitalisiert, aber ein Scheißprozess, der digitalisiert wird, ist immer noch ein Scheißprozess.
Mitarbeitende sind demnach gezwungen, um diese Prozesse herumzuarbeiten. Auf dem Papier sollten sie viel schneller sein, in der Praxis dauert es zwei oder dreimal so lang und am Ende stimmen die Zahlen nicht. Die wenigsten von uns können sich davon abgrenzen und sagen dann: „Suboptimaler Prozess. Ich gebe mein Bestes. Die Theorie ist eben nicht die Praxis.“ Ein Großteil gerät unter Druck und findet sich relativ schnell in einem Hamsterrad wieder, denn dauerhaft hinter dem Soll hinterherhängen, spornt nicht an, es führt zu noch mehr Druck.
Die Folge: maximaler Leistungsdruck, Resignation, Kündigung oder im Worst Case: Burnout.
Was gegen schlechte Prozesse hilft:
Prozesse unter die Lupe nehmen. Und Bitte, Bitte keine sündhafte teure Beratungsfirma ad hoc damit beauftragen, die dann in der Theorie alles optimiert. Die eigenen Mitarbeitenden sind genau die Menschen, die es zu fragen gilt. Gern zusammen mit Fachexpertise von außen, aber die eigenen Menschen sind das A und O. Sie haben die Praxisexpertise und sie sollen effizient und ohne Druck damit arbeiten können.
Nimm‘ Prozesse unter die Lupe und verbessere sie so, dass deine Mitarbeitenden gern und ohne Druck mit diesen Prozessen arbeiten.
Die Teilzeitfalle
Teilzeit ist im Trend und ich befürworte die Debatte um Arbeitszeitmodelle.
Was ich nicht befürworte, ist die 4-Tage-Woche als Allheilmittel oder die immer noch gängige Praxis die Aufgaben von ehemals 40 Stunden in eine 32 Stunden-Stelle zu pressen. Es funktioniert nicht, es ist Betrug und es führt vor allem zu noch mehr Leistungsdruck. Und das dann mit weniger Gehalt.
Und für die meisten Menschen, fängt nach dem Job nicht automatisch die Freizeit an. Es folgt unbezahlte Care Arbeit in den unterschiedlichsten Formen.
Die Folge: maximaler Leistungsdruck kombiniert mit Existenzängsten. Niemand kann so optimal arbeiten.
Was gegen die Teilzeitfalle hilft:
Individuelle Arbeitszeitmodelle, denn kein Mitarbeitender ist gleich. Jeder hat andere Bedürfnisse und, auch wenn genau das Unternehmen vor Herausforderungen stellt, ist es ein wichtiger Schlüssel zu weniger Leistungsdruck. Zusätzlich braucht es eine generelle Arbeitszeitreduzierung bei vollem Gehalt. Es besteht heutzutage, in den meisten Berufen, keine Notwendigkeit mehr 40 Wochenstunden zu arbeiten. Es ist nicht effizient. Das ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen.
Biete individuelle Arbeitszeitmodelle an und reduziere die allgemeine
Wochenarbeitszeit, damit Mitarbeitende langfristig und ohne Druck Leistung erbringen können.
Unternehmenskultur: Vergleichen
Von klein auf werden wir darauf trainiert nach rechts und links zu schauen. In der Schule und Ausbildung sind es die Noten, später im Berufsleben Kennzahlen wie KPIs. In der Freizeit, beim Sport, im Freundeskreis oder in der Familie, gibt es zusätzlich noch verschiedenste Bereiche, wo wir uns tagtäglich vergleichen können, um uns dann immer und immer wieder schlecht zu fühlen.
Der Mythos, dass Vergleiche Teams anspornt hält sich hartnäckig, die Praxis ist jedoch eine andere. Denn was wird verglichen? Gibt es Kennzahlen von unterschiedlichen Menschen oder Teams, die allesamt exakt gleiche Bedingungen vorweisen? Nein. Es sind unterschiedliche Menschen, es sind also unterschiedliche Bedingungen. Es sind unterschiedliche Menschen, mit denen wiederum die unterschiedlichen Menschen arbeiten, also unterschiedliche Bedingungen. Ich könnte diese Liste unendlich fortführen. Fakt ist, dass in so vielen unterschiedlichen Bereichen verglichen wird, dass oft Wäscheständer mit Mangos verglichen werden. Sicherlich könnte man nach intensiver Betrachtung Gemeinsamkeiten finden, aber mit welchem Ziel? Messbarkeit? Wovon?
Wir Menschen sind es gewöhnt verglichen zu werden. Wir Menschen sind es gewohnt uns zu vergleichen. Wir Menschen sind es gewohnt uns dabei schlecht zu fühlen. „Ich bin nicht gut genug“, ist seit Kindheitstagen fest in uns verankert. Im Arbeitskontext setzt es sich fort.
Die Folge: Leistungsdruck, Frust und Versagensängste. Die „perfekte“ Mischung für multiple psychische Erkrankungen.
Was gegen Vergleichen hilft: Vergleichskultur hinterfragen. Muss alles und jeder Bereich miteinander verglichen werden? Gibt es andere nicht messbare Zahlen, die momentane Kennzahlen ersetzen könnten?
Zusätzlich sollte eine Unternehmenskultur gestärkt werden, wo individuelle Entwicklung einen Stellenwert hat, damit Mitarbeitende die eigene Entwicklung vergleichen können. Wichtig dabei ist, dies nicht nur auf Output, sondern auf die mentale Gesundheit zu beziehen. Ein individueller Vergleichswert könnte z.B. die folgende Frage sein: „Wie viele Arbeitsthemen habe ich mental mit in den Feierabend genommen?“ Stand heute. Stand vor 6 Monaten.
Etabliere eine Unternehmenskultur, wo individuelle Entwicklung, besonders auch im Bereich mentale Gesundheit, verglichen wird. Denn Menschen sollten sich tendenziell eher mit sich selbst vergleichen. Das fördert Resilienz und Zufriedenheit und eliminiert Leistungsdruck.
Der eigene Anspruch
Es ist ein unbeliebtes Thema im Arbeitskontext, denn was hat ein Unternehmen denn damit zu tun, wenn die eigenen Mitarbeitenden einen sehr hohen Anspruch an sich stellen?
Sehr viel. Denn auch, wenn der eigene Anspruch individuell ist, ist es doch ein gesamtgesellschaftliches Thema. Wir selbst sind, neben der Arbeit, der größte Stressor. Auf Arbeit treffen Stressor Arbeit und Stressor eigener Anspruch zusammen und verstärken sich gegenseitig.
Jedes Unternehmen, dass davor die Augen verschließt, verschließt also tagtäglich die Augen vor der Realität. Höher, schneller, weiter und besser sind unsere individuellen Maßgaben. Die Ursachen sind so vielfältig wie wir alle. Die Angst nicht geliebt zu werden, wenn wir nichts außergewöhnliches leisten ist nur eine Angst von vielen.
Die Folge: Trotz optimaler Rahmenbedingungen landen viele Menschen in der Leistungsdruckfalle. Im schlimmsten Fall landen sie im Burnout, denn der eigene Anspruch an uns selbst steigt vor allem durch die allseitige Verfügbarkeit von Leistung und Erfolg in den sozialen Medien ins Unermessliche.
Was gegen zu hohen eigenen Anspruch hilft:
Menschen dazu zu befähigen einen Umgang mit ihrem eigenen Anspruch und ihrem Leistungsdruck zu finden und die Ursachen unter die Lupe zu nehmen. Das kann Coaching, das kann Supervision etc. sein. Fakt ist, dass Menschen, die einen gesunden Umgang mit ihren eigenen Themen und Herausforderungen gefunden haben, resilienter und glücklicher durchs Leben gehen. Ein Win Win für Mitarbeitende und Unternehmen.
Befähige deine Mitarbeitenden zum eigenständigen Umgang mit ihrem Leistungsdruck und ihren Stressoren.
Und wenn du dich jetzt fragst: Woher weiß sie das alles?
Als ehemalige Leistungssportlerin bin ich Profi im Umgang mit Leistungsdruck,
habe ich einiges von den oben beschriebenen Herausforderungen als Angestellte selbst erlebt und
kenne ich alles aus meiner eigenen Coachingpraxis.
Ich kombiniere in meiner Coaching- und Workshop-Praxis meine Erfahrungen aus Studium, Praxis und vor allem meiner langjährigen Sportkarriere. Weder im Sport noch im Beruf werden Erfolge über Nacht gemacht, ein langfristiger und systemischer Ansatz zahlt sich immer aus.
Interesse an einer Zusammenarbeit? Dann kontaktiere mich für ein persönliches Kennenlernen über Hygge at WORK oder über mein LinkedIn Profil.
Wenn Leistungsdruck am Arbeitsplatz oder in deinem Unternehmen dein Thema ist, dann hinterlasse gern einen Kommentar oder Daumen hoch.
Ich freue mich über unseren Austausch.